Humankapital-Entwicklung und die Zukunft der Finanzwirtschaft

Finde heraus, warum sich die Finanzdienstleistungsbranche auf disruptive Technologien wie Blockchain, KI und IoT konzentrieren sollte, die das globale Finanzwesen verändern.

„81 % der Banken-CEOs sind, mehr als in jedem anderen Industriezweig, verunsichert über die Geschwindigkeit des technologischen Wandels.”
– PwC, Financial Services Technology 2020 and Beyond: Embracing disruption

Der beschleunigte technologische Wandel hat begonnen, die Finanzdienstleistungsbranche umzugestalten. Disruptive Technologien wie Blockchain, künstliche Intelligenz (KI) und das Internet der Dinge (IdD) führen zu massiven Veränderungen im Aufbau und der Verwaltung der globalen Finanzwelt. Dazu gehört ein breites Spektrum an Finanztechnologien (Fintech), die auf Kryptowährungen, Peer-to-Peer-Krediten und Crowdfunding-Plattformen aufbauen.

Warum sollte sich die Finanzdienstleistungsbranche um die Blockchain Sorgen machen?

Die Blockchain, das öffentliche Register für alle Kryptowährungstransaktionen, wird sich auf die Welt der Finanzdienstleistungen auswirken. Diese hat schon heute begonnen. Häufig wird die Blockchain-Technologie mit dem Aufkommen des Internets in den 90er-Jahren verglichen. In Wirklichkeit könnte die Blockchain eine wesentlich größere Veränderung darstellen.

So wie das Internet es Einzelpersonen und Gruppen ermöglicht hat, Informationen schnell und kostengünstig ohne Vermittler zu übertragen, bietet die Blockchain-Technologie die gleichen Möglichkeiten bei der Wertübertragung.

Blockchain-Technologien versprechen die Neugestaltung des Bank- und Finanzwesens. Dies umfasst zentrale Finanzfunktionen, welche die Umgehung von Drittparteien und Technologieengpässen sowie eine vollständige Transparenz der Finanztransaktionen ermöglichen. Blockchain oder Distributed-Ledger-Technologien (DLT) stellen eine signifikante und kontinuierliche Transformation der Finanz-, Buchhaltungs- und Identitätssysteme dar, die sowohl breit als auch tief ist. In der Tat ist es, wie PwC erklärt, jetzt offensichtlich, dass das zunehmende Tempo von Blockchain oder DLT die schöpferische Zerstörung in der gesamten Finanzdienstleistungsbranche vorantreibt.

Die Zukunft der Arbeit

In Wahrheit sind immer mehr Investmenthäuser zunehmend auf junge Fintech-Start-ups angewiesen, um sich neue Möglichkeiten wie Risikomodellierung und Datensammlung zu Nutze zu machen. Tatsächlich haben sich in den letzten zehn Jahren die globalen Investitionen im Bereich Fintech mehr als verdreifacht und haben 12 Mrd. USD erreicht.

Als Reaktion auf diese disruptiven Einflüsse sind die Unternehmen nun gefordert, ihr Humankapital immer schneller aufzustocken. Jenseits der bürokratischen Systeme des Industriezeitalters müssen die Mitarbeiter besser darauf vorbereitet sein, autonome Kreativität zur Lösung realer Probleme einzusetzen. Dazu gehört die Rekrutierung von Fachkräften außerhalb des traditionellen Finanzsektors und die Entwicklung robuster Lernsysteme zur Ergänzung von HR-Programmen.

Dies fällt mit einem zunehmenden Fokus auf Kreativität und Unternehmertum bei einem wachsenden Anteil der Arbeitskräfte zusammen. Allein für die Vereinigten Staaten stellte die US-Handelskammer fest, dass 27 % der Arbeitskräfte derzeit selbständig erwerbstätig sind. Dies weist darauf hin, dass „die Finanzinstitutionen eine ‘Talentaustausch’-Mentalität übernehmen müssen, die Teilzeitarbeitskräfte und/oder Selbständige auf kreative Weise einsetzt”.

In dieser Ära der KI und der disruptiven Innovation sehen wir einen neuen strategischen Fokus auf der Humankapitalstrategie durch revitalisierte Rekrutierung, Lernen und Entwicklung (L&D), Kooperation und kulturelle Initiativen. Intelligente Organisationen im Finanzsektor müssen mehr Aufmerksamkeit auf Lernsysteme richten, die Kreativität und Einfallsreichtum fördern. Lernen und Training in der Finanzbranche erfordern fortgeschrittene Fähigkeiten, die auf Netzwerkkollaboration, digitale Fertigkeiten und unternehmerische Innovation aufbauen.

Lernen im “Imaginationszeitalter”

Sich rasant entwickelnde Technologien, steigende Kundenerwartungen und ein sich veränderndes regulatorisches Umfeld beschleunigen die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen disruptiver Innovationen bei Finanzdienstleistungen. In der Zeit nach der Finanzkrise sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Umgang mit dem technologischen Wandel immer wichtiger geworden.

Dies erfordert aktivere Schritte zur Schaffung und Förderung einer Kultur des innovativen Denkens und der Talententwicklung. Viele Manager bauen heute auf ihre IT-Abteilungen, um immer neue Innovationen zu ermöglichen und gleichzeitig die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken. Auch die Regulierungsbehörden fordern im Hinblick auf die Einhaltung der Vorschriften mehr von der Finanzindustrie und haben damit begonnen, neue datengesteuerte Technologien zur Erfassung und Analyse riesiger Datenmengen einzusetzen.

Jenseits von „Informationszeitalter” oder „Wissensökonomie” wäre unsere Zeit besser charakterisiert mit dem Begriff Imaginationszeitalter. In dieser Ära verlagert sich die Arbeit in die Bereiche Design, Sinngebung und in die Entwicklung neuer Ideen und Produkte.

Technologiegetriebene Innovation stellt nicht nur eine Verlagerung von der Massenfertigung zu etwas anderem, sondern eine qualitative Veränderung des Wesens der Arbeit dar. Bürokratische Organisationen wie solche in der Finanzwirtschaft müssen sich mit der wachsenden Präferenz für Flexibilität und Unternehmergeist bei der neuen Generation kreativer Arbeitskräfte auseinandersetzen.

Leidenschaft und Sinnstiftung werden wohl immer wichtiger für eine qualifizierte Professionalisierung. Dieser Überlegung folgend argumentiert Richard Florida, dass Kreativität das bestimmende Prinzip der Weltwirtschaft ist. Die Vorstellung eines Imaginationszeitalters wurde zunächst von Rita J. King formuliert, um eine Zeit zu beschreiben, in der die Vorstellungskraft zum Haupttreiber der ökonomischen Wertschöpfung wird. Dazu gehören technologische Trends wie Virtual Reality, Augmented Intelligence und der Aufstieg digitaler Plattformen mit Fokus auf nutzergenerierter Inhalte.

Die Fähigkeit von Unternehmen, Mitarbeiter in ihrer Entwicklung konsequent zu unterstützen, schafft einen massiven Wettbewerbsvorteil. Laut einer IBM-Studie denken Mitarbeiter, die das Gefühl haben, ihre Karriereziele in ihrer jetzigen Organisation nicht erreichen zu können, 12 mal eher daran, zu kündigen, als Mitarbeiter, die das Gefühl haben, ihre Karriereziele erreichen zu können. Natürlich dreht sich dabei vieles um Technologie und professionelle Unterstützung.

Bedarf an Lernunterstützung

Um die Mitarbeiter für diese neue Ära zu qualifizieren, benötigt die Finanzdienstleistungsbranche die Unterstützung von L&D-Organisationen, die sich auf die Förderung der beruflichen Weiterbildung konzentrieren. Wie McKinsey feststellt, wird die jährliche weltweite Wachstumsrate der Ausgaben für Aus- und Fortbildung in den kommenden Jahren auf 7 bis 9 Prozent geschätzt. Und aus jenen 2 Prozent dieser Bildungsausgaben, die für digitales Lernen aufgewendet werden, ergeben sich somit 4,5 Milliarden Dollar an privaten Investitionen in Bildungstechnologieunternehmen.

Man bedenke, dass 71 % der CEOs das Humankapital noch vor Produkten, Kundenbeziehungen und Marken als die Hauptquelle für nachhaltigen ökonomischen Wert nennen. Zudem zählen die CEOs „Sozialkompetenz” zu den Top 4 der „Externen Kräfte, die das Unternehmen beeinflussen”. Die Unterstützung der Mitarbeiter durch Aus- und Weiterbildung ist heute eine entscheidende Herausforderung.

Leider basieren die meisten Lernsysteme heute auf Modellen, die vor über einem Jahrhundert entwickelt wurden. Zum Beispiel heben Forscher der Harvard Business School und der Chan-Zuckerberg Initiative hervor, dass die heutigen KI-fähigen, informationsreichen Werkzeuge das organisationale Lernen zur Grundlage geschäftlicher Innovation machen.